JoMoX T-Resonator oder „Das unterschätzte Analog-Monster“

Ich gehöre zu den Zeitgenossen, die beim Beats-Basteln nicht auf eine Handvoll Audio-Software beschränkt werden möchte. Sondern, die gern stets neue Plug-ins, VSTs oder EFX ausprobieren und auch mal zweckentfremden. Dem fröhne ich leidenschaftlich gern. Was mir allerdings immer so ein bisschen bisher gefehlt hat war: “a bit of  analog-feeling”!

Nun erinnerte ich mich an die Musik-Messe ’09 in Frankfurt, auf der wir eine kleine Demonstration des „T-Resonators“ von „JoMoX“ bekamen.

Damals schon angefixt von der “Filterbox” und aufgrund des Preises von unter 200€ (gebraucht) + der kompakten Maße wurde nicht lang überlegt. Für 190€ ergatterte ich eine der verrückten Kisten in den „ebay-Kleinanzeigen“.

Das „T“ im Namen steht für „Time“

Warum als Outboard-Filter den T-Resonator? Für die Entscheidung gibt es mehrere Gründe. Neben dem analogen, satten und überzeugenden Klang bietet die Filterkiste von JoMoX schier unendliche Möglichkeiten der Klangbearbeitung. Diese entstehen z. Bsp. durch die Rückkopplungen, die hier extra erwünscht sind. Solche kennt jeder von einem Mikrofon, wenn man zu nah damit an den Lautsprechern steht und dieser anschwellende Pfeifton ertönt. Die einzige digitale Komponente an dem Gerät sind die Chorus/Flanger/Wave Guide I u. II/Delay I u. II/Reverb I u. II -Algorithmen. Das sind die 8 Programme die man am Regler in der Mitte einstellt, der von 8 LEDs eingerahmt ist. Links und rechts daneben befindet sich jeweils ein Drehregler, mit denen die jeweiligen Parameter zum Programm verändert werden können. Der T-Resonator transformiert zeitliche Vorgänge in ein analoges rückgekoppeltes Filternetzwerk. (Quelle: Jomox.de) Daher der Begriff „Time“.

Wenn man alle Potis in Nullstellung bringt hat man ein analoges Low Pass-Filter, das über die orange-umrahmten Cutoff-Potentiometer geschlossen wird. Man kann das Filter aber auch über den integrierten LFO, sowie Envelope+LFO schließen und öffnen lassen, der sich im oberen Bereich befindet. Rechts direkt daneben ist der Regler für die LFO-Rate.

Richtig interessant wird es aber erst, wenn man von dem mannigfaltigen Feedback-Angebot Gebrauch macht. Ich habe hier mal ein paar Testaufnahmen, bei denen ich entweder eine HiHat, einen Kick, Stimmen oder gar „Nichts“ als Audio Input benutzt und durch unterschiedliche Programme geschickt habe. Bei einigen Beispielen schalte ich immer mal um zwischen Original und bearbeitetem Klang:

Die Benutzung des T-Resonator sieht so aus, dass ich ein Audio-Signal (von meinem Rechner beispielsweise) in die Box per Klinke leite, an den Potis drehe, während das bearbeitete Signal wieder zum Aufzeichnen zurück zum Mac geführt wird. Ebenfalls über Klinkenstecker.

Man bekommt an den unten stehenden Beispielen einen kleinen Einblick über die gebotenen Möglichkeiten, die hier jeglichen Rahmen sprengen würden. Der T-Resonator kann allein schon gut genutzt werden um digitale Audio-Signale (VSTs aus dem Rechner z.Bsp) analog “anzufetten”. Allerdings sollte dabei bedacht werden, dass man bei leisen Signalen oder in Signalpausen bei Intervallen unerwünschtes Rauschen wahrnimmt. Das kommt zum großen Teil von der Stromversorgung und wurde beim Nachfolgemodell dem “MK II” reduziert. Hier empfiehlt es sich je nach Bedürfnis ein „Noise Gate“ zu verwenden und/oder es mit dem „EQ“ zu reduzieren. Bei einem vollen Arrange nimmt man es nicht mehr wahr. Wenn man die Bassdrum allerdings “anfettet” und dann Passagen im Track auftauchen, wo diese alleine erklingt, hört man es. Zumindest über Kopfhörer.

Das “Anfetten” von Sounds ist für die Filterbox aber eher Nebenwerk. Denn wenn man sich traut diese Kiste richtig leben zu lassen, bekommt man Klänge, die man so noch nicht gehört hat. Was eben noch eine dezente Betonung der tieferen Frequenzbereiche war, artet bei unvorsichtiger Justierung in brachiale Naturgewalt aus, die Häuser einstürzen lassen kann! Ich habe in den folgenden ersten zwei Beispielen mal etwas “freestyle” dazu geschraubt.

!!!Vorsicht, das könnte in den Ohren schmerzen!!!

Da ich an den Eindruck habe, dass viele Besucher der Seite es nicht erkennen, die Liste kann gescrollt werden. Es sind insgesamt 9 Beispiele. 😉

Aber warum nun unterschätzt? Weil das Gerät zwar eine kleine feine Fan- und Schraubergemeinde hat, bisweilen aber m.M.n. eher selten zum Einsatz kam. Ich wüßte nicht wann ich mal mitbekommen hätte, dass der T-Resonator in Musikstücken eingesetzt wurde. Möglicherweise kommt der Reso ja vermehrt bei Soundeffekten im Kino zum Vorschein. Wer weiß, lasse mich da aber gerne aufklären. Vielleicht schrecken die vielen Potentiometer und die feinfühlige Bedienung ab. Jedoch beschwere ich mich über diesen Umstand nicht. Das hat auch seine Vorteile. Ich finde die Kiste auf jeden Fall mal richtig FETT!

UPDATE

Der Artikel ist ja nun schon etwas in die Jahre gekommen. Nun, aus 2019 betrachtet, hat sich die Bekanntheit des T-Resonators doch zuweilen ausgebaut. Auf YouTube findet man mittlerweile viele Videos dazu. Ich bin der Kiste auch treu geblieben und besitze aktuell die MKII Ausführung. Gerade für harten Techno lässt sich da unheimlich viel heraus sampeln.

attix Verfasst von:

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