Inhaltsverzeichnis
- Prelude
- Gründerstimmung
- Spulentonband
- RCA Tape Cartridge
- 8-Spur-Kassette
- Kompaktkassette
- DC-International
- Elcaset
- DAT
- DCC
- NT Cassette
Prelude
Nie war das Anhören von Musik bequemer als heute. Auf dem Smartphone die Spotify-App öffnen, eine Playlist aus Millionen Songs erstellen, die kabellosen Bluetooth-Kopfhörer aufsetzen und ab geht der Sound ins Ohr. Durch die drahtlose Verbindung in Telekommunikationsnetze erspart man sich das Vorhandensein jeglicher Speichermedien und ist ortsungebunden. Mehr Komfort des Musikkonsums ist für mich schwerlich vorstellbar. Doch der Weg dahin war ein langer und wäre ohne Namen wie Valdemar Poulsen oder Lou Ottens ein anderer gewesen.
Wie es zum heutigen High-Tech-Musikhören gekommen ist, will ich in diesem Artikel versuchen umfassend aufzuzeigen. Im Fokus soll hier die wegweisende Magnettonaufzeichnung auf Band stehen. Wie dessen Geschichte zeigt, begleitete von Anfang an starke Konkurrenz in anderer Form diese Technik, Stichwort Schallplatte, jedoch sehe ich persönlich insbesondere die Kompaktkassette als eine Art Grundstein für den auch heute noch gelebten Umgang mit Musik unterwegs. Erst mit ihr kam durch ihre geringe Größe, einfache Bedienung und weite Verbreitung, das Nutzerverhalten zum Tragen, das auch in der Jetztzeit noch Anwendung findet. Die die Kassette dann ablösenden Discs besprechen wir mal an andere Stelle. Ich werde auch hauptsächlich mit dem technik- und geschichtsbegeisterten Auge den Blick darauf werfen – das kulturelle Element der Kassette, aber auch Videoaufzeichnungen oder EDV hier vernachlässigen. Denn jene Themen verdienen jeweils einen eigenen dedizierten Artikel.
Persönlich begleitete mich der rechteckige Tonbandspeicher in Hosentaschengröße die gesamte Adoleszenz. Musik hören war schon immer meine favorisierte Art des Kulturkonsums. CDs erschienen mir lange Zeit dafür, im Hinblick auf Mobilität, zu sperrig. Ich leechte deshalb regelmäßig die Silberscheiben der Kumpels auf meine leeren Tapes. Denn mindestens eins hatte ich immer in einer Tasche dabei und irgendwo stand immer ein Abspielgerät dafür. Wenn mit Freunden abgehangen wurde, dann mit Musik. Meine Kindheit und Jugend verdanken der Kompaktkassette also viele musikalisch schön unterlegte Momente. Jedoch habe ich der Technik dahinter nie angemessen Aufmerksamkeit geschenkt. Unterschiedliche Bandtypen und Abspielgeräte? Klar, schon mal gesehen, allerdings nie hinterfragt. Das will ich mit diesem Artikel nachholen. Auch, weil das Thema recht spannend ist.
Ich habe über die letzten Wochen, während meiner Recherche zu diesem Sujet, unterschiedliche Typen Tonbandkassetten entdeckt und gesammelt. Daher möchte ich im Nachfolgenden ein paar wissenswerte Informationen dazu teilen. Ganz klar, wurde anfangs mein Hauptaugenmerk auf die zwei Schwergewichte Kompaktkassette und Spulentonband gelegt. Dabei wollte ich es jedoch nicht belassen. Denn bei meinen Nachforschungen stieß ich auf eine mich zunehmend begeisternde Vielfalt. Ich bitte um Nachsicht, dass ich hier nur einen Teilüberblick geben kann. Es gab in der Geschichte der Tonbandkassette viele unterschiedliche Ansätze. Manche Exoten dessen lassen sich nur schwer beschaffen oder kosten viel Geld. Das betrifft insbesondere die dazugehörigen Abspielgeräte. Zu diesen findet man an anderer Stelle jedoch reichlich Information im Netz. Ich verlinke unter dem Artikel dazu.
Als Disclaimer: Ich versuche die Infos so gewissenhaft wie möglich wiederzugeben. Sollte sich dennoch irgendwo der Fehlerteufel eingeschlichen haben – bitte nicht gleich steinigen. Einfach eine kurze Ansage in den Kommentaren hinterlassen und ich korrigiere gegebenenfalls. Die Kassettentypen sind chronologisch angeordnet. So lässt sich vermeiden, dass manche Informationen stetig wiederholt werden. Der Artikel baut also in Teilen auf. Es macht Sinn alles zu lesen. Viel Spaß dabei…
Gründerstimmung
Es ist dem ehrgeizigen Streben von Valdemar Poulsen zu verdanken, dass die Forschung und Entwicklung von Magnettonaufzeichnungen in die Gänge kam. Obschon er nicht der Erste war, der sich mit diesem Konzept des Speicherns von Informationen verdingte, so gab er entscheidende Impulse in der Entwicklung und baute dann auch mal ein funktionstüchtiges Gerät (Telegraphon). Allerdings nutzte er noch kein Band zum Magnetisieren – er verwendete dünnen Stahldraht. Eine Klaviersaite auf eine Walze gewickelt. Später dann auf Spulen gepackt wie Angelsehne. Man benötigte jedoch einige 1000m für wenige 10 Minuten. Hinzu kam, dass die Verwendung dieser mit Stahldraht bestückten Geräte nicht ganz ungefährlich war. Es kam häufig vor, dass der hauchdünne Draht beim Zurückspulen abriss. Wenn es dann noch ganz schlimm kam, weil man nicht rechtzeitig reagierte, gab es einen epischen Bandsalat. Das endete nicht selten darin, dass das Band dadurch völlig unbrauchbar wurde und höchstens noch zum Pfannen schrubben reichte. Anekdoten aus den Studios der Britischen BBC erzählen, dass es gelegentlich dazu kam, dass auch dort so ein Stahldraht riss. Dann zischte diese wild wütende Peitsche im Raum herum und die anwesenden Mitarbeiter sprangen fluchtartig in Deckung. Auch die schlechte Tonqualität führte unweigerlich nach neuen Überlegungen für das Prinzip der Magnettonaufzeichnung. Die mit Draht bestückten Geräte dienten zuvorderst hauptsächlich als Diktiergerät. Für anspruchsvolle Musikaufzeichnungen war da noch kein Platz.
Ende der 1920er entwickelte Fritz Pfleumer das Papier-Tonband und wenige Jahre später die Badische Anilin- und Soda Fabrik, kurz BASF, das Kunststoff-Tonband. Dieses war deutlich widerstandsfähiger als jenes aus Papier und findet in der Art bis heute Verwendung.
Anfänglich kam das Tonband auf offene Spulen gewickelt. Es wurde dann in einem Abspielgerät auf eine Leere Spule übertragen und währenddessen von einem Tonkopf abgetastet. Das Handling dieses Prozedere setzte allerdings etwas technisches Kow-how voraus und war für unterwegs eher mittel geeignet. Das sahen auch Hersteller so und arbeiteten an Überlegungen für Tonbänder in Kassetten. Das Compact-Cassette-System von Philips, um das Team von Lou Ottens, setzte sich schlussendlich, als „King-of-the-Cassettes“ durch. Aber der Reihe nach…
Spulentonband
Als Vater des Tonbandes gilt der bereits erwähnte Dresdener Fritz Pfleumer. Er beschichtete ein langes Papierband mit Stahlstaub, der tontechnisch magnetisiert werden konnte. Er nannte diese Erfindung Lautschriftträger. Ein eigens dafür entwickeltes Abspielgerät zeigte bereits Ähnlichkeit mit den späteren Tonbandgeräten. Es besaß zwei Spulen und führte das Band an einem Magnetkopf vorbei. Pfleumer konnte die Allgemeine-Elektricitäts-Gesellschaft, kurz AEG, als Investor gewinnen. Wie eingangs geschrieben, entwickelte BASF zusätzlich in Kooperation den Kunststoffträger als Bandmaterial. Somit konnte 1935 auf der Großen Deutschen Funkausstellung das erste Tonbandgerät, das Magnetophon K1, vorgestellt werden. Bedauerlicherweise wurden bei dieser Ausstellung durch ein großes Feuer, alle Prototypen dessen zerstört. Nichtsdestotrotz stellte der Aufbau des Gerätes die Blaupause für nachfolgende Tonbandgeräte dar.
Spulentonbänder gibt es in vielen Variationen. Sie unterscheiden sich in Bandbreite, Spulengröße, Material, Länge, Spuren und Abspielgeschwindigkeit. Man merkt schon, hier herrscht eine recht große Vielfalt.
Die anfänglich standardisierte Bandbreite betrug bei AEG noch 6,5 mm. Nach dem zweiten Weltkrieg änderten die US-Amerikaner, welche die Magnetophone als beliebte Kriegsbeute mit in ihr Heimatland nahmen, die Standardbreite auf 1/4 Zoll (6,35 mm). Dies geschah durch die Firma Ampex. Die Schichtseite des aufgewickelten Tonbandes befand sich fortan innen. Es gibt auch Bandbreiten, die an einem Vielfachen des 1/4″ angelehnt sind. Die Bänder erreichen dann mitunter eine Breite von bis zu 2 Zoll.
Das Magnetband ist auf Spulen aufgewickelt. Es gibt sie in unterschiedlichen Spulengrößen. Die gängigsten im heimischen HiFi-Bereich sind 13 cm (5 inch), 18 cm (7 inch) und 26,5 cm (10,5 inch). Aufgrund der großen Mittenaussparung der 10,5 Zoll-Spulen benötigt man in der Regel einen sog. NAB Adapter für das Tonbandgerät.
Die Spulengröße orientierte sich hauptsächlich am Einsatzzweck und der Bandsorte/Bandlänge. Für Anwendungen im Musikstudio verwendet man z.Bsp. „dickes“ Normalband (50 µm) auf großen Spulen. Dieses Band lässt sich im Schnitt einfach besser verarbeiten und ist sehr widerstandsfähig. Für den Heimgebrauch kommt das etwas dünnere Langspielband (35 µm) zum Einsatz. Die noch dünneren Doppelspiel- und Dreifachspielbänder waren für kleine Spulen an mobilen Tonbandgeräten konzipiert.
Die ersten Tonbänder besaßen eine einzige Spur. Der Tonkopf musste also nur eine Monospur (Vollspur) abtasten. Für den Genuss von Stereo benötigt man allerdings die doppelte Anzahl. Dazu wurde die Spurbreite auf dem Band einfach in zwei gleichgroße Bereiche halbiert. Um diese zwei Spuren, auch Halbspur genannt, abzugreifen, verbaute man anfangs einfach zwei hintereinander liegende Tonköpfe. Einen für das linke Signal und einen für den rechten. Die s.g. Staggered (gestaffelt) Heads. Das bedeutete allerdings, dass linker und rechter Kanal zeitlich verzögert gelesen und gespeichert wurden. Später folgten die Stacked (gestapelt) Heads, bei denen ein einziger Tonkopf das Signal beider Spuren gleichzeitig verarbeiten konnte. Dieser Tonkopf konnte jedoch nicht die älteren Staggered Stereo Tapes vernünftig lesen, aufgrund des zeitlichen Versatzes. Es wurden allerdings Abspielgeräte angeboten, die beide 2-Spur-Tonbandarten abtasten konnten.
Schlussendlich kamen 4-Spur Tonbänder auf den Markt – die wiederum schmalere Viertelspur. Somit konnte man das Stereo-Tonband dann auch in die andere Richtung abspielen. Dieses Prinzip findet übrigens auch bei der Kompaktkassette Anwendung.
Hierzu sei in Bezug zur Audioqualität erwähnt, dass eine höhere Anzahl der Spuren auf dem Band sich zwar nicht auf den erzeugbaren Frequenzgang auswirken, dass aber, je schmaler die Tonspur wird, umso geringer der Dynamikumfang ausfällt. Das ist der Bereich zwischen Vollaussteuerung und Bandrauschen. Man kann auch einfach ausgedrückt sagen, je mehr Spuren das Band hat, umso geringer ist die erreichbare Audioqualität.
Um diese Spuren nun mit Tonaufnahmen zu versehen, ist eine Vormagnetisierung (Bias) notwendig. Jene findet während des Aufnahmeprozesses im Aufnahmegerät statt. Durch die Vormagnetisierung wird ein sehr hochfrequentes Signal (um die 100 KHz) vom Aufnahmekopf beigemischt, was dazu führt, dass die Eisenpartikel des Tonbandes aufnahmefreudiger und Störsignale herausgefiltert werden, ebenso der Dynamikumfang erhöht. Die Stärke der Vormagnetisierung ist vom Tonbandtyp abhängig und kann am Aufnahmegerät über einen Bias-Regler eingestellt werden.
Wie auch bei der Schallplatte, wird der Frequenzgang bei der Aufnahme verzerrt. Da die hohen Frequenzen im wesentlichen nur die obere Schicht des Tonbandes magnetisieren, die tiefen Frequenzen jedoch das Band durchmagnetisieren, wird eine Anhebung der Höhen und eine Absenkung der Tiefen (Bassbereich) beim Recording erzeugt. Somit verhindert man eine Übersteuerung der Aufnahme und reduziert das Bandrauschen. Die Entzerrung findet dann bei der Wiedergabe statt. Unterschiedliche Entzerrkurven haben sich etabliert – RIA, NAB und IEC. Diese lassen sich ggf. am Wiedergabeberät auswählen.
Eine ebenso gewichtige Unterscheidung ist die Angabe über die Abspielgeschwindigkeit. Als Faustregel kann man sagen, je höher diese ist, desto besser die Audioqualität. Für qualitativ hochwertigste Master Tapes nutzt man 38 cm/s oder 15 ips. (ips = inch per second/Zoll pro Sekunde). Für den Heimbereich etablierten sich 19 cm/s oder 7 ½ ips, sowie die sparsamere Variante von 9,5 cm/s oder 3 ¾ ips.
Man erkennt an den Geschwindigkeiten, dass auch hier einfach immer durch 2 geteilt wurde. Das passierte natürlich vorrangig aus Kostengründen. Magnetband war teuer und ist es bis heute. Gerade in Anbetracht der günstigen Schallplatte als stärkstes Konkurrenzprodukt. Halbe Geschwindigkeit ließ sich einfach in halbe Bandlänge übersetzen. Gerade in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts befand sich kaum noch Tonband auf den Spulen. Selbst wenn es sich um ein ganzes Musikalbum handelte.
Ich besitze zwar noch kein Abspielgerät, aus Neugierde habe ich mir dennoch eine gebrauchte Spule gekauft. So ist es mir möglich, den Größenunterschied zur Kompaktkassette zu visualisieren.
Interessant auch: Der Vorbesitzer / die Vorbesitzerin hat auf der Rückseite sauber und ordentlich die Titel des Tonbandes aufgeschrieben. Plus Bandgeschwindigkeit und Zählerposition. (CCR yeah!)
Auf der Vorderseite der Hülle stehen die Eigenschaften des Tonbandes. Hier handelt es sich um ein Langspielband (35 µm), das bis zu einer Bandgeschwindigkeit von 19 cm/s (7 ½ ips) geeignet ist. Es besitzt eine Bandlänge von 1100 m und ergibt damit eine Spieldauer von 192 Minuten. Ich kann allerdings nicht mit Sicherheit sagen, ob es auch tatsächlich die richtige Hülle zum Band ist. Hab‘ es schließlich nicht neu erworben.
Tonbänder finden bis heute vereinzelt Anwendung. Da ist vorrangig der Einsatz im Musikstudio zu nennen. Auch gilt ein exzellent bespieltes und wiedergegebenes Tonband als der heilige Gral in der Welt der audiophilen Hörer. So hat sich ein Nischenmarkt für äußerst gut betuchte Käufer entwickelt. Hersteller fertigen Tonbänder auf aller höchstem Niveau an. Da befindet sich dann ein Musikalbum auf zwei vollen Spulen und nicht einer halben. Der Preis beträgt für so ein exquisites Kunstwerk allerdings schon mal saftige 450 USD. Zum Beispiel The Tape Project.
RCA Tape Cartridge
Einige Hersteller beschäftigte die Frage, wie man für potentiellen Kunden, das Handling mit Tonband vereinfachen könnte. Es war für ungeübte schon recht pusselig, das Tonband an verschieden Rollen und dem Tonkopf vorbei, in eine leere Spule einzufädeln. Ende der 50er Jahre konkretisierten sich die ersten Versuche. Mittels sog. Kartuschen (Cartridges) oder auch Kassetten, sollten dem Kunden der Bandwechsel so einfach wie möglich gestaltet werden. Bei der Soundqualität versprach man, im Vergleich zu offenen Spulentonbänder, keine Abstriche machen zu müssen. Deshalb entschied man sich, eben jenes 1/4 Zoll Vierspur-Magnetband zu verwenden. Um ausreichend Spielzeit aus der Kassettengröße zu erhalten, kamen Bandgeschwindigkeiten von 3 ¾ ips und 1 ⅞ ips zur Anwendung. Daraus resultierten Spiellängen von 30 und 60 Minuten pro Spur. An den Bandgeschwindigkeiten lässt sich aber schon ausmachen, dass die Versprechen in ebenbürtiger Klangqualität zu den Spulentonbändern nicht ganz eingehalten werden konnten. Nichtsdestotrotz klangen bespielte Kauf-Cartridges zu dieser Zeit richtig gut.
Das Dictaphone Dictet war der erste Versuch, Diktiergeräte mit Kassetten als Speichermedium zu verwenden. Jedoch war die Ausführung von RCA der erste größer angelegte kommerzielle Vorstoß auf den Consumer-Markt. Auch zeigten sich hier bereits viele Gemeinsamkeiten zur später erscheinenden Kompaktkassette. Beide bedienen sich einem Zweilochsystem. In einem Gehäuse wird das Band von einer Spule zu einer zweiten übertragen. Das Magnetband wird zum Abtasten, offen, an einer Längsseite vorbeigeführt. Beide Kassettentypen besitzen Fenster, um den Spulenstand abzulesen.
Die beiden Tonbandsysteme unterscheiden allerdings auch offensichtliche Merkmale. Die RCA Tape Cartridge ist rund dreimal so groß wie eine Kompaktkassette. Auch ist das Magnetband doppelt so breit. Zudem besitzt das große Model eine Rollenbremse, die das unbeabsichtigte Abwickeln der Spulen beim Transport verhinderte. Sowas existiert bei Kompaktkassetten nicht. Das Tonband der RCA Cartridge ist kompatibel zu Tonbandgeräten. Wenn man das Tonband der Kassette entnimmt und auf eine Spule aufwickelt, kann man mit einem Spulentonband dies ganz normal anhören.
Leider wurde der RCA Tape Cartridge kein großer Erfolg beschieden. Das lag zum großen Teil daran, dass man versuchte, Spulentonbandbesitzer zur neuen Technik hin zu bewegen. Doch weder die teuren Abspielgeräte, noch die Klangqualität konnten jenes erreichen. Besitzer von Tonbandgeräten waren zudem meist technikaffin und für praxisarme Neukunden war der Preis eine Hürde. Eine Tape Cartridge kostete rund 4,50$ Anfang der 60er Jahre, was nach heutigem Stand 39$ entspricht. Damit war sie obendrein teurer als ein Spulentonband.
8-Spur-Kassette / 8-Track
Wir befinden uns in den USA der 1960er Jahre, wollen entspannt eine Runde im Auto cruisen, dabei Musik genießen und ständig springt die Schallplatte. Da wird der Genuss ganz schnell zum Frust. So, oder so ähnlich empfand das wohl auch William P. Lear. Er entwickelte eine Einspulenkassette mit 8 Spuren, die ideal im Auto abgespielt werden konnte. Sie war eine Weiterentwicklung der schon vorher existierenden, jedoch wenig verbreiteten 4-Spur-Kassette.
Diese sog. 8-Track konnte kostengünstig hergestellt werden – ebenso wie die Abspielgeräte dafür. Das Besondere an 8-Spur Kassetten war, dass nur eine Spule als Endlosband abgespielt wurde. Eine Funktion zum Zurückspulen war nicht notwendig. Per einfachem Knopfdruck konnte zwischen vier Liedern hin und her geschalten werden. Denn diese liefen zeitgleich und nur die Spur(en) die gerade vom Tonkopf abgetastet wurden, ertönten aus dem Lautsprecher. Das klappte auch automatisch, wenn der Tonkopf das Rundenende des Bandes erkannte und zwei Spuren weiter rutschte.
Als Bandtyp kam ein beschichtetes Kunststoffband mit ¼-Zoll Breite zum Einsatz, welches mit einer Geschwindigkeit von 3¾ips abgespielt wurde.
Die Kompaktkassette
Geschichte
Das Ziel, dass sich der 1960 von Philips beauftragte Lou Ottens und sein Entwicklerteam stellten war klar und simpel. Die neue Kassette samt Abspielgerät sollten an erster Stelle so handlich werden, dass sie in eine Jackentasche passen. Daher auch die anfängliche Bezeichnung Pocket Recorder. Klein bedeutete mehr Mobilität, Nutzerkomfort, Kostenersparnis und Sicherheit. Zudem entschied man sich für ein Zweilochsystem. Parallel arbeitete zusätzlich ein konkurrierendes Entwicklerteam, ebenfalls für die Firma Philips, an einer Einlochkassette. Daran tüftelten Grundig, Philips Phonografische Industrie und Deutsche Grammophon. Während die Konkurrenten bei der Anzahl der Löcher unterschiedliche Wege gingen, waren die Überlegungen für das Magnettonband die selben – 3,81 mm Breite und 4,75 cm/s Bandgeschwindigkeit.
Philips entschied sich im Fortlauf des Entwicklungsprozesses schließlich für die Zweilochlösung. Das Team um Grundig nahm diese Entscheidung eher „verstimmt“ auf. Da man aber einen Einblick in Lou Ottens Idee ergattern konnte, wurde nun eiligst eine eigene Kassette mit zwei Löchern entworfen. Grundig nannte sie DC und vermarktete den Konkurrenztyp im Jahre 1965 unter der Firmierung DC International. Zur DC aber später mehr.
Das erste Mal den Weg in die Öffentlichkeit fand die Kompaktkassette schließlich 1963, zeitgleich mit dem rein batteriebetriebenen Kassettenrekorder Philips EL 3300. Obwohl durchaus Interesse bei der Vorstellung vorhanden war, so richtig einschlagen im Markt wollte die Kompaktkassette anfangs nicht. Die Japaner jedoch, die 1963 auf der Messe in Berlin Wind von der Sache bekamen, fingen selber an, eigene Versionen der Kompaktkassette zu entwickeln und veröffentlichten diese. Dieses Gebaren gefiel Philips natürlich überhaupt nicht und so begab man sich zu Sony nach Japan um zu verhandeln. Ein geschickter Schachzug vom damaligen Sony-Chef Norio Ohga führte im Abschluss der Verhandlung dazu, dass Philips den Japanischen Elektronik-Konzern lizensierte und das kostenlos, ohne Gebühren. Somit setzte sich die Kompaktkassette nun langsam aber sicher als Standard durch und diverse Hersteller fingen an geeignete Kassettenrekorder dafür zu bauen. Die anfängliche Klangqualität der Kompaktkassette kann nicht mit jener aus den 80er/90er Jahren verglichen werden. Ursprünglich war der Einsatzzweck eher für Diktiergeräte gedacht. Der Klang verbesserte sich aber deutlich mit der Zeit.
Der große Vorteil der Kompaktkassette gegenüber dem anfänglich stärksten Konkurrenzproduktes, der Schallplatte, war nicht nur die deutlich handlichere Größe, sondern vor allem, die einfache Bespielbarkeit. Man konnte jetzt per simplem Knopfdruck, seine Lieblingslieder aus dem Rundfunk, vom Mikrofon, oder Schallplatte easy auf Band aufnehmen. Das rief jedoch alarmiert die Musikindustrie auf den Plan, die ihre Profite massiv bedroht sah. Kampagnen gegen das heimische Recording wurden gestartet. Mit Slogans wie „Home Taping Is Killing Music“ wurde versucht, gegen das Mitschneiden auf Kassette zu agitieren. Allerdings mit wenig Erfolg. Eher wurde dieser Versuch der Musikindustrie auf unterschiedlicher Art und Weise konterkariert. Die 1981 auf Kassette veröffentlichte EP „In God We Trust“ von den Dead Kennedys zum Beispiel, beinhaltete die ganzen Lieder auf der A-Seite. Die leere B-Seite stellte man den Käufern für ihre eigenen Aufnahmen zur Verfügung, mit dem Hinweis: „Home taping is killing big business profits. We left this side blank so you can help“. Allerdings erwirkten die Interessenvertreter der Urheber, dass auf jede verkaufte Leerkassette ein Pauschalbetrag erhoben wird. Die sog. Geräte-, oder auch Pauschalabgabe. Unabhängig davon, ob man mit der Leerkassette nur seine eigene Stimme oder Geräusche aufnehmen mochte. Diese Abgabe wird dann von diversen Institutionen an die betroffenen Verwertungsgesellschaften verteilt. Damit war die Kompaktkassette das erste Speichermedium, dass mit einer Zwangsgebühr belegt wurde. Heutzutage betrifft das sämtliche Speichertypen. Von Festplatte, USB-Sticks, CDs bis zu MP3-Playern – auf alle Geräte und Speicher muss eine Abgabe erfolgen.
Bandtypen
Kompaktkassetten gibt es in unterschiedlichen Spiellängen und Bandsorten. Während mit Musik vorbespielte Kassetten, nur die tatsächliche benötigte Menge an Tonband aufgespult bekommen, gibt es bei Leerkassetten feste Größen, die in Minuten angegeben werden. Die gängigsten sind: 60, 90 und 120 Min. Spielzeit.
Das ursprüngliche Tonbandsorte besaß Eisenoxid-Partikel (Ferro). Während diese Sorte eine gute Basswiedergabe auszeichnete, mangelt es ihr jedoch an einer schönen Höhenaussteuerung. Zudem besaßen diese ein recht hörbares Grundrauschen. Das Problem versuchte man mit Chromdioxid-Bändern in den Griff zu bekommen. Die CrO2-Kassetten beherrschten nun durchaus eine gute Höhenwiedergabe, dafür schwächelten diese im Bassbereich. Der nächste Versuch sollte Höhen- und Basswiedergabe möglichst gleich gut aussteuern. Es entstanden die Ferrochrom-Kassetten. Jene konnten die Vorgabe erfüllen, erzeugten allerdings nun im Mittenbereich eine unschöne Senke. Dieser Umstand führte dazu, dass diese Bandsorte recht schnell wieder vom Markt verschwand. Der qualitativ beste Bandtyp kam als Metal- oder Reineisenband auf den Markt. Diese Metal-Tapes überzeugen mit einer ausgezeichneten Klangqualität im Bereich der Kompaktkassetten und wurden gern für CD-Überspielungen genutzt. Metal-Kassetten sind heute ebenfalls noch sehr gefragt, jedoch auch teuer.
Zur besseren Übersicht
- Eisenoxid (Ferro, IEC I, Typ I, Normal Position) – helles Band, gute Basswiedergabe, schlechte Höhenwiedergabe, hohes Bandrauschen, sehr günstig im Preis
- Chromdioxid (CrO2, IEC II, Typ II, High Position) – dunkles Band, schlechtere Basswiedergabe als Typ I, gute Höhenwiedergabe, noch relativ günstig im Preis
- Ferrochrom (FeCr, IEC III, Typ III) – dunkles Band, gute Basswiedergabe, gute Höhenwiedergabe, starke Mittensenke, wurden nur kurze Zeit hergestellt
- Metal (IEC IV, Typ IV, Reineisen, Metal Class) – dunkles Band, gute Basswiedergabe, gute Höhenwiedergabe, größter Frequenzumfang, sehr niedriges Bandrauschen, sehr teuer
Diese Eigenschaften der Bandtypen kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Es ist schon erstaunlich, welche Klangqualität und Aufnahmepegel mit Metal-Bändern erzielbar sind.
Zur Vollständigkeit sei erwähnt, dass noch mehrere Derivate der Chromdioxid- Bänder entstanden. Diese laufen unter den Bezeichnungen Chromdioxid-Substitute, kobaltdotiertes Eisenoxid, oder High-Bias-Bänder.
Zur Bestimmung des Bandtyps, lassen sich auf der geschlossenen Kassetten-Längsseite auch die Einkerbungen zurate ziehen. (Kassetten vom TYP I und TYP III besitzen jeweils keine. Man braucht demnach auch den Blick auf das Band zur Identifikation. Anhand dieser Markierungen, ob vorhanden oder nicht, sind Abspielgeräte in der Lage, den Bandtyp automatisch zu erkennen. Auf der gleichen Kassetten-Längsseite befinden sich zudem die Löschsicherungslaschen, die durch das Herausbrechen den Aufnahmeschutz aktivieren. Diese Vorgehensweise verhindert, dass eine erneute Aufnahme auf das Band stattfindet und kann für beide Seiten unabhängig von einander erfolgen.)
Bespielt wurden die Bänder mit vier Spuren. Jeweils eine Stereospur pro Seite. Um diese nacheinander abspielen zu können, entwickelte man unterschiedliche Verfahren. Die einfachste Variante war, die Kassette am Ende einer Seite, per Hand zu drehen. Bequemer wurde es dann mit der „Auto Reverse“-Funktion. Bei dieser drehte sich entweder der Tonkopf um 180°, oder gleich die ganze Kassette automatisch. Es konnte sich jedoch auch einfach nur die Abspielrichtung ändern, indem der Antrieb, quasi rückwärts drehte.
Aufnahme
Die gängige Meinung lautet ja, dass Kompaktkassetten eine eher mäßige Klangqualität besitzen. Das liegt oft daran, dass sich wenig mit der Optimierung einer Aufnahme beschäftigt wurde. (Hersteller von Kaufkassetten ausgenommen) Man nahm einfach eine Kassette, legte diese ein und drückte „Record“. Das mittelmäßige Ergebnis wurde anschließend einfach akzeptiert. (Ich handhabte dies selbst nicht anders) Fairerweise muss man erwähnen, dass die zumeist günstigen Geräte selten viele Einstellungsmöglichkeiten bezüglich der Aufnahme anboten. Eine sehr gut gemachte Aufzeichnung auf Metal-Tapes jedoch, unterscheidet sich klangqualitativ kaum noch von CDs. Wollte man also die bestmögliche Klangqualität beim Recording erhalten, kam man nicht daran vorbei, sich mit den Funktionen eines hochwertigen Aufnahmegerätes auseinanderzusetzen. Beginnend mit dem Justieren des Eingangspegel ging man über in die Bias-Einstellung. Denn die vier Bandtypen benötigen eine unterschiedlich starke Vormagnetisierung. Bei älteren Geräten wurde noch manuell mittels BIAS-Regler eingepegelt. Hierbei versuchte man, einen nahezu maximal ausgereizten Dynamikumfang zu erreichen. Dadurch sollte das Bandrauschen im Vergleich zur aufgenommenen Musik möglichst gering sein. Modernere Geräte waren später in der Lage, dieses Prozedere komplett automatisch auszuführen. Dabei spielte das Tapedeck ein wenige Sekunden langes Sample auf die Kassette, spulte zurück und analysierte dann anschließend beim Abspielen diese Testaufnahme. Die Vormagnetisierung wurde automatisch gewählt und das Band wieder auf Anfang zurück gespult – bereit für die eigentliche Aufnahme. Man musste somit nur noch die Rec-Taste betätigen. Jetzt hatte man eine maximal laute Aufzeichnung, ohne jedoch zu stark in die Bandsättigung zu geraten, wo das aufgenommene Signal unsauber würde.
Um das unbeliebte Bandrauschen noch besser in den Griff zu bekommen, entwarf und lizensierte die Firma Dolby ein Noise-Reduction-System – kurz Dolby NR. Diese Rauschunterdrückung muss man sich als eine Art Equalizer vorstellen. Aktivierte man diese Funktion während der Aufnahme, wurden die hohen Frequenzen bspw. stark angehoben. Es war dann also unabdingbar, dass man später bei der Wiedergabe dieser Aufnahme, ebenfalls die Dolby-NR-Funktion aktivierte. Denn beim Abspielen arbeitet die Rauschunterdrückung entgegengesetzt. Sprich, die stark Höhen lastige Dolby-Aufnahme wird wieder mittels eines Equalizer neutralisiert. Durch das Absenken der hohen Frequenzen, reduzierte sich parallel, das Bandrauschen hörbar. Die Rauschunterdrückung wurde über die Jahre immer weiter von Dolby optimiert und kam in unterschiedlichen Varianten (B, C, S) in die Geräte. Auch andere Hersteller wie Philips oder dbx boten Verfahren zur Rauschunterdrückung an. Die von Dolby sind allerdings die am weitesten verbreiteten.
Mich persönlich stört das Bandrauschen kaum bis gar nicht. Gerade bei Walkmans sind die Betriebsgeräusche oft lauter als jenes. Es besitzt ja auch einen gewissen Charme. Heutzutage hat man die Möglichkeit, für einen überschaubaren Geldbetrag, ausgezeichneten, digitalen Klang zu bekommen. Bereits mit dem Smartphone. Das ist auch gut so und ich bin darüber froh. Jedoch haben Kassetten aufgrund ihrer Eigenschaften einen eigenen Sound und eigenes Handling, was ich sehr mag. Das Gleiche trifft für Schallplatten zu. Diese beiden analogen Speichertypen sind ihren digitalen Pendants in nahezu allen technischen Aspekten unterlegen, was jedoch keinesfalls bedeutet, dass sie meinen Ohren weniger gefallen würden. Im Gegenteil! Platten und Tapes haben ihre eigenen, individuellen Vorzüge und ich oute mich hier als Fan. Bedauerlicherweise gab es kaum bis keine vorbespielten Kaufkassetten mit Metal-Band zu kaufen. Die wären sicherlich heute heißbegehrte Sammlerware.
Abspielgeräte
Einer der wesentlichen Vorteile der Kompaktkassette war, wie bereits erwähnt, Mobilität. Jenes spiegelte sich nicht zuletzt darin wieder, dass die oft zwergenhaften Abspielgeräte große Beliebtheit generierten. Der Walkman von Sony ist das Synonym für Musikgenuss immer und überall – ebenso wie die monströsen Ghettoblaster. Hiermit wurde die Blaupause gelegt, wie auch heute noch Musik unterwegs gehört wird. Die Technik mag mittlerweile eine andere sein, das Handling aber, ist immer noch von damals spürbar.
Ergänzt wurden die Spieler für unterwegs durch HiFi-, bzw. Kompaktanlagen, für den stationären Gebrauch. Diese fanden sich auch in so ziemlich jedem Zuhause oder Fahrzeug wieder. Hierbei handelte es sich um Kombigeräte mit Radioempfang, Kassettenteil und später auch noch CD-Player. Wer allerdings das nötige Kleingeld besaß, kaufte sich hochwertige Tapedecks und verband diese mit einem Verstärker/Receiver.
Eigene Gedanken
Wie ich bereits in meinem Beitrag vom Februar 2018 geschrieben habe, wäre mein Leben emotional ohne die Kompaktkassette garantiert anders verlaufen. Denn Musik verbindet immer auch Emotion. So viele Erinnerungen haben sich damit verewigt. Es wäre müßig, auch nur den Versuch zu wagen, alle aufzuzählen. Zudem war die darauf enthaltene Musik auch ein Stück weit Identifikation – besonders wichtig im Jugendalter. Ich hatte noch weit bis ins neue Jahrtausend immer Kassetten bei mir, egal wo ich mich gerade aufhielt. Lieber das Handy vergessen, als bei den Kumpels ohne Tape. Bis heute hat mich die Faszination für Kassetten nicht verlassen. Neben der Sammelleidenschaft für Schallplatten, gesellt sich nun auch eine für Tapes.
In den letzten Jahren konnte man eine gesteigerte Nachfrage nach Kompaktkassetten beobachten. Auch bieten viele Künstler ihre Musik wieder parallel auf Kassetten an. Leider in eher bescheidener Qualität. Also eher für das Regal. Jedoch wird der große Hype sicherlich ausbleiben. Das liegt nicht zuletzt daran, dass das Bandmaterial begrenzt ist und zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr hergestellt wird. Ich bin gespannt, wie sich die Situation in Zukunft entwickeln wird.
DC-International
Wie einleitend bei der Kompaktkassette angeführt, entstand die DC von Grundig als direktes Konkurrenzprodukt zu eben dieser. „DC“ steht für Double-Cassette und „International“ sollte auf einen internationalen Kooperationsverbund hindeuten. Grundig übernahm viele Merkmale der Kompaktkassette, deren Pläne man sich zuvor sicherte. Sie war zwar etwas größer als der Kassettentyp von Philips, besaß aber auch ein Zweilochsystem, ein an einer offenen Längsseite entlang geführtes Band, Aussparungen die als Löschschutz dienten und Spieldauern von 60 oder 90 Minuten. Zu den wesentlichen Unterschieden zur Kompaktkassette zählen die leicht schnellere Bandgeschwindigkeit von 2 Zoll und, dass es nur zwei gegenläufige Monospuren gab. Für den Genuss von Stereosound fehlten schlicht die Abspielgeräte.
Man konzentrierte sich bei der DC-International von Anfang an auf Musikaufnahmen, die man damit auch anbot. Das änderte trotzdem nichts daran, dass dieser Kassettentyp 2 Jahre nach Markteinführung auch bereits wieder eingestellt wurde. Die DC hatte einfach keine Chance gegen den Siegeszug der Kompaktkassette.
Elcaset
Als die kleine Kompaktkassette in den 70er Jahren immer mehr Verbreitung fand, stellten sich drei große Hersteller die Frage, wie man dieser signifikante Marktanteile streitig machen könnte. Nun war die DC-International als direkter Formatkonkurrent erst kürzlich gefloppt. Daher visierte man eine Alternative an, die nicht unmittelbar als eine Art Klon empfunden werden sollte. Die Umsetzung möge den Bedienkomfort der Kompaktkassette, mit der gehobenen Klangqualität des Spulentonbandes vereinen. Quasi eine moderne RCA Tape Cartridge für qualitätsbewusste Musikhörer. Als marktreifes Ergebnis präsentierten Panasonic, Sony und TEAC schließlich die Elcaset, welche in ihrem Design, einer riesigen Kompaktkassette nachempfunden war.
Dies wurde mittels 6,3mm breitem Magnettonband realisiert, das mit einer Geschwindigkeit von 9,5cm/s am Tonkopf vorbei zog und entsprach damit den gleichen Spezifikationen der meisten Spulentonbänder zu dieser Zeit. Zur Erinnerung, die Kompaktkassette bedient sich jeweils ca. der halbierten Werte. Die Verdoppelung bescherte der Elcaset einen größeren Dynamikumfang – sprich, weniger Bandrauschen. Auf dem Markt wurden leere Elcaset-Bandtypen mit Eisenoxid- oder Ferrochrom-Beschichtung angeboten. Für das Abspielen wird das Band vom Abspielgerät aus der Kassette herausgezogen, was einen stabileren Bandtransport möglich machte.
Auch wenn die Elcaset am Ende eine bessere Audioqualität zur Kompaktkassette bot, war sie im Handling, bedingt durch die Größe, dieser unterlegen. Zudem neigten Abspielgeräte zu einem hohen mechanische Verschleiß, welche diese mit einem nervigen Quietschgeräusch im Gerät bemerkbar machten. Da nun zusätzlich die Kompaktkassette audioqualitätiv, durch neue Bandbeschichtungen, immer näher an die große Kassette heran rutschte, reagierte die Kundschaft immer weniger überzeugt von der Elcaset. Als eher mäßigen Erfolg von den Herstellern verbucht, verschwand sie Anfang der 1980er wieder vom Markt. Übrigens, der Name Elcaset leitet sich von L-Cassette ab, was für Large-Cassette steht.
DAT – Digital Audio Tape
Es ist 1985. Die Vorzüge digitaler Aufzeichnung auf Band gegenüber der alten Analogtechnik versprechen Zukunftssicherheit. Eine Ablösung der Kompaktkassette ist daher seit zwei Jahren in Planung. Es gibt allerdings noch Entscheidungsbedarf, ob dies mit einem stationären, oder doch rotierenden Vielspurkopf erfolgen soll. Den Zuschlag durch die internationale DAT-Konferenz erhält schließlich die zweite Variante. Nun ist der Weg geebnet für die Geräteentwicklung.
Der Haken an dem rotierenden Vielspurkopf ist die recht aufwendige Mechanik. Das Band wird beim Abspielen aus der Kassette gezogen und quasi um diesen Kopf herumgeschlungen, was zu einer größeren Abtastfläche führt. Die Bandtransportgeschwindigkeit beträgt zwar nur 0,815cm/s, durch die 2000 Umdrehungen pro Minute des Kopfes, ergibt sich jedoch eine relative Bandgeschwindigkeit von beeindruckenden 313cm/s!
Dieser Aufwand bleibt nicht unbelohnt. Bis zu 96kHz mit 24bit Bittiefe und 180 Minuten Spielzeit ergeben sich daraus. Das ist mehr als das, was eine gewöhnliche Audio-CD bietet. Was für die Einen als Segen empfunden wird, treibt jedoch anderen den Angstschweiß auf die Stirn. Insbesondere auf die Stirn der International Federation of the Phonographic Industry. Denn massenhaft billige Audiokopien in Studioqualität, sind für die von Geld verwöhnte Tonträgerindustrie ein wirtschaftlicher Albtraum. Es wurden den DAT-Herstellern Millionenklagen angedroht und erst als der SCMS-Kopierschutz Einzug in die Technik hielt, sah die Industrie vom Säbelrasseln ab. Der geneigte Leser erkennt hier stets die selben Muster. Dieser doppelte Kopierschutz verhinderte zum Einen digitale Kopien und zweitens eine völlige Aufnahmesperre für das CD-Format von 44,1kHz Abtastrate. Bei späteren Geräten wurde der Kopierschutz gelockert. Somit war es möglich eine einzige 1:1 Kopie einer CD herzustellen. Die Kopie dessen von DAT zu DAT war zudem nicht gestattet. Allein die digitale Ausgabe über AES/EBU bildet hier eine kopierschutzfreie Ausnahme.
Neu war hingegen, dass man Titel direkt ansteuern konnte. Sprung- sowie Endpunkte definierbar wurden. Ebenfalls ließen sich Informationen mit abspeichern, wie Datum, Titel oder Interpret.
Die DAT erlebte, dank der abrufbaren Audioqualität, fast ausschließlich in der Studioumgebung ihre Daseinsberechtigung. Für den Heimbereich fehlten einfach vorbespielte Exemplare. Obendrein waren die Abspielgeräte ziemlich preisintensiv. Die aufkommende Konkurrenz durch Minidisc und DCC, aber auch die Einschränkung durch den SCMS, ließ potenzielle Käufer zurückhaltend in der Kaufentscheidung agieren. Kurz gesagt – die DAT floppte.
Nichtsdestotrotz ist die DAT eine sehr spannende Kassette. Ich empfehle bei Interesse weiterführende Literatur dazu.
DCC
Philips hatte für die digitale Transformation der Kompaktkassette ganz eigene Pläne. Im Vergleich zur DAT entwickelte der Hersteller einen Kassettentyp in den gleichen physischen Dimensionen wie die analoge Vorlage. Das hatte u.a. zur Folge, dass mit den neuen Abspielgeräten für die DCC auch die klassische Kompaktkassette zumindest abgespielt werden konnte.
Im Unterschied zum analogen Kassettentyp, bot die DCC eine deutlich bessere Klangqualität. Dies resultierte aus einem größeren Dynamikumfang sowie höherem Frequenzgang. Auch bei der Entwicklung von Philips konnten Informationen wie Titel oder Interpret mit auf das Band digitalisiert werden. Einigen wenigen vorbespielten Kaufexemplaren spendierte man sogar den Liedtext, der dann auf dem Display des Abspielgerätes in nahezu unlesbarer Geschwindigkeit, während des Liedes, mitlief.
Gelesen wurde das Band von einem stationären Vielspurkopf. Denn dieser war nun 1992 technisch soweit ausgereift, dass man auf den störanfälligen rotierenden Kopf, wie er bei der DAT Verwendung findet, verzichtete. Beschrieben wurde das Band in einem komprimierenden Verfahren namens PASC, welches die Datenmenge auf 25% herunter schrumpfte und in Funktion dem MP1-Format stark ähnelte.
Bedingt durch das Abspielverfahren entstanden Abnutzungen. Während diese bei der analogen Kassette lediglich zu mehr Bandrauschen führten, verursachten jene bei der DCC Probleme beim Lesen des digitalen Codes, was bis in die Unlesbarkeit der Daten gipfelte. Dieser Nachteil, sowie Mitbewerber ala Minidsc brachten der DCC bereits 1996, nach gerade mal vier Jahren, ein schnelles Ende.
NT Cassette
Wie klein ist klein? Die Größe ist bei dem nun folgenden Typ Kassette das augenscheinlichste Merkmal. Die NT Cassette ist die bis dato kleinste Magnettonband-Kassette für digitale Aufzeichnungen. Als Orientierung dafür diente Sony die analogen Diktiergeräte mit ihren vergleichsweise kleinen Micro-Kassetten. Jedoch ist die NT noch etwas kleiner. Sie ist so winzig wie eine moderne SD-Speicherkarte. Faszinierend! Als Einsatzzweck war diese im Wesentlichen bei behördlichen Vorgängen implementiert.
Sony ging bei der Entwicklung wieder mal einen Schritt weiter. Während genannte Diktiergeräte eine eher schlechte Audioqualität vorweisen, bietet die NT-Cassette digitale Soundqualität von 32kHz und 12bit. Damit reicht diese fast an eine Audio-CD heran. Den Ursprung der NT Cassette findet man in der DAT. Aus dieser hat sie sich in den frühen 90ern entwickelt.
Verwendung findet ein 2,5mm schmales Band, welches mit einer Bandgeschwindigkeit von 6,35 mm/s abgespielt wird. Dieses konnte in beide Richtungen gelesen und bespielt werden. Das „NT“ steht für „Non-Tracking„, was darauf hindeutet, dass die Spuren verhältnismäßig grob abgetastet werden und nicht so akribisch genau wie bei der bereits erwähnten DAT. Bei dem Abtastvorgang werden Spurabschnitte unterschiedlicher Spuren überlappend gelesen, die anschließend sortiert und in die korrekte Reihenfolge gebracht werden. Auch hier kommt bei den Abspielgeräten eine rotierende Kopftrommel zum Einsatz. Jene rotiert jedoch schneller als der eigentliche Bandvortrieb. Das erlaubte das Zwischenpuffern der Signals und ermöglichte einen nahtlosen Übergang beim Seitenwechsel. Es waren Spielzeiten von bis zu 120 Minuten damit verfügbar.
Leider brachten die niedrige Bandgeschwindigkeit, sowie das dünne, schmale Band Nachteile mit sich. Die NT Cassette war recht störanfällig. Das kennzeichneten Aussetzer am Bandanfang und -ende. Zudem wurde den kleinen Kassetten nur eine kurze Lebensdauer nachgesagt.
Die hohe Störanfälligkeit, sowie die gepfefferten Preise für die Rekorder NT-1 und NT-2, verhinderten eine weite Verbreitung im Markt. Auch die Konkurrenz von Minidisc und Playern mit Speicherkartenlösung ließen der NT kaum Platz.
Das waren die Typen von Magnettonband-Speichern, die ich gern vorstellen wollte. Der Artikel hat dann doch in Summe sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Dennoch habe ich gern dazu recherchiert, fotografiert und geschrieben, da es eine Herzensangelegenheit für mich war. Ich bin nach wie vor fasziniert von Kassetten und werde den Artikel gegebenenfalls erweitern, sollte ich zusätzlich Typen entdecken, welche ich mit in den Artikel aufnehmen will.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Tonband
https://de.wikipedia.org/wiki/RCA-Kassette
https://de.wikipedia.org/wiki/8-Spur-Kassette
https://de.wikipedia.org/wiki/Kompaktkassette
https://de.wikipedia.org/wiki/DC-International
https://de.wikipedia.org/wiki/Elcaset
https://de.wikipedia.org/wiki/Digital_Audio_Tape
https://de.wikipedia.org/wiki/Digital_Compact_Cassette
https://de.wikipedia.org/wiki/NT-Cassette
https://www.youtube.com/watch?v=jVoSQP2yUYA
https://www.youtube.com/watch?v=V3zPwkrNK-Q
https://www.youtube.com/watch?v=CkGMJBqZawA
Pia Fruth – Record.Play.Stop – Die Ära Der Kompaktkassette
Schreibe den ersten Kommentar