Das war 2021

Es wird wieder Zeit für meinen persönlichen Jahresrückblick. Letztes Jahr war ich überhaupt nicht in der Mood dazu, weil Corona-Situation und auch wenn sich daran leider kaum etwas geändert hat, möchte ich nicht schon wieder darauf verzichten. Wir werden mal schauen, was uns die Katze dieses Mal vor die Tür gelegt hatte, um Kurt Krömer kurz zu zitieren. Ich werde mit tollen Platten beginnen, die ich 2021 viel gehört habe und dann schauen wir mal, wohin die Reise geht. Wenn dich sowas interessiert – read on!

Plattentipps

Gleich zu Anfang des Jahres kam Isles von Bicep auf den Markt. Dass die zwei Jungs was vom Trackbasteln verstehen, weiß ich bereits seit der Nummer Just und richtig gekickt hat es dann 2017 bei Glue. Eins der besten elektronischen Musikstücke überhaupt! Das Album Isles durchzieht der typische Bicep-Sound. Absolut gelungen!

Ziemlich gleichzeitig traf die neue Scheibe von Róisín Murphy ein. Róisín Machine heißt das Album und kam bereits letztes Jahr auf den Markt. Die deluxe Vinyl Ausgabe erreichte mich aber erst im Januar 2021. Die auch als Sängerin der Band Moloko bekannte Murphy bringt auf Róisín Machine einen wunderbar modernen Disco-Stil in die Lautsprecher. Der treibende, wohl getimte Groove von Murphy’s Law hatte mich als Singleauskopplung bereits letztes Jahr gut gekickt und deshalb war die Vorfreude groß. Mir gefällt die ganze LP sehr gut und lief auch viel.

Dann kommen wir auch schon zu einem meiner persönlichen Highlights 2021. Das Album Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt von Danger Dan. Nicht, dass die anderen hier vorgestellten Lieder/Alben keine Highlights für mich wären, aber Danger Dan liegt dieses Jahr für mich ganz weit vorn on top. Zuerst gesehen beim ZDF Magazin Royal. Darauf gleich die Vinylausgabe geordert und dann hieß es warten. Der Liefertermin wurde mehrfach verschoben. Aber irgendwann kam die Scheibe an und ich bin immer noch glücklich. Die Vinylausgabe ist aktuell nämlich nirgendwo für einen regulären Preis zu bekommen. Wenn man Glück hat, kann man sie momentan für 100€ aufwärts erwerben.
Das ganze Album über begleitet, im Wesentlichen, ein Piano Danger Dans Stimme. Dieser klassische Charakter und die teils witzigen, teils politischen Texte formen eine so stimmige Symbiose, dass ich das Album eigentlich immer von Anfang bis Ende durchhöre. Gerade in der aktuellen Zeit, wo der Rechtsextremismus sich immer öffentlicher traut das gesellschaftliche Gefüge anzugreifen und zu stören, sind solche Lieder wie Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt eine offene Kampfansage an die rechte Adresse. Sehr gut!

Das nächste Lied passt hier ganz gut an diese Stelle, da ich es auch zuerst in der Böhmermann Show gesehen habe. Kummer mit Der letzte Song (Alles wird gut). Kein anderes, mir bekanntes Lied, packt den Status Quo so treffend in die Textzeilen. Die stetige Depression und die Hoffnung, dass bald das ganze Thema Sars-CoV-2 und die verstrahlten Schwurbeldullis endlich bedeutungsloser im Alltag werden.

Nun zu etwas lustigem, unbeschwertem Musikgenuss. Die Künstlervereinigung HGich.T wurde zufällig auf YouTube in meine Suggestions gespült. Angeklickt, gewundert, abgefeiert. Eine schwer beschreibbare Melange der inhaltlichen Zusammensetzung. Sowohl der optischen, wie auch der klanglichen Entwürfe. Trashig, hippiesk, Drogenfetisch, partygeil und Freigeister trifft es etwas. Die siebenminütige Erzählung (tutenchamun) einer Drogenkontrolle auf Acid ist mein Highlight. Das Album Mein Hobby: Arschloch stammt bereits von 2010, hab‘ es mir allerdings erst dieses Jahr als Vinyl gekauft.

Der nächste in der Reihe ist ein alter Bekannter. Seit guten 20 Jahren feier ich ihn. Sein stets vernünftiges und smartes Auftreten auch jenseits der Musik haben ihn in mein Herz geschlossen. Das verstärkte sein Engagement während der aktuellen Pandemie, mit seinen alonetogether-Übertragungen auf YouTube, noch mehr. Die Rede ist von Chris Liebing. Ich mag ja alle seine Longplayer. Egal ob Early Works, Evolution, die gesamte Stigmata-Serie, oder sein vorletztes Album Burn Slow. Der Mann offenbart musikalisch viele Facetten, ohne komplett dabei zu verschwinden. Sein neues Album Another Day illustriert das bestens. Diesmal eher dancig ausgelegt, aber auf ganz hohem Niveau. Besonders Something Half Way, das man eher von einem Stephan Bodzin erwarten würde, kickt mich ordentlich! Da ich bei einer kleinen Fanaktion auf Instagram teilnahm, hatte ich sogar das Vergnügen, kurz direkt mit ihm Kontakt zu haben. Cooler geerdeter Dude.

Kommen wir nun ebenfalls zu einem alten Bekannten von mir – Wolfgang Voigt. Der Kölner released ja unter vielen Pseudonymen unterschiedlichste Elektronische Musik. Mich interessiert hier GAS besonders. Dieses Alter Ego Voigts begeistert seit über 20 Jahren die Dub Techno- und Ambient Szene. Seine neue LP Der Lange Marsch knüpft recht deutlich an Narkopop an. Zumindest sehe ich das so und mir gefällts.

Etwas aus der Reihe tanzt eine andere Entdeckung. Diesmal geht es um einen Score. Der des Computerspiels Cyberpunk 2077. Ursprünglich kam es ja vor genau einem Jahr auf den Markt. Die ganze Spielerszene wartete zu diesem Zeitpunkt bereits sehnsüchtig darauf. Denn die Ankündigungen dazu und der damit ausgelöste Hype, sowie der mehrfach verschoben Launch triggerten die Leute schon heftig. Man wollte ein ordentliches Spiel präsentieren, so der Entwickler CD Projekt RED und dann ging so ziemlich alles schief. Bugs, Bugs, Quellcode des Spiels an Hacker verloren und noch mehr Bugs. Das war so schlimm, dass Sony die Reißleine zog und die Playstation-Version aus dem Shop nahm.
Das Traurige daran sind nicht nur, wieder mal, die ganzen verprellten Spieler, es ist auch die Ungerechtigkeit diesem wahnsinnig tollen Spiel gegenüber. Denn Konzept, Grafik, Musik, Story und Charaktere sind so gut gezeichnet, dass man da emotional unglaublich mit dabei ist. Nach einem Jahr patchen und reparieren ist das Spiel nun vernünftig spielbar. Ich kenne allerdings nur die PC-Version. Wer sich wie ich für das Sternen-Ende im Spiel entschieden hat, wird Nummern wie Outsider No More, Bells Of Laguna Bend, Rite of Passage, oder Never Fade Away von P. T. Adamczyk & Olga Jankowska für immer in sein Herz geschlossen haben. Man findet Mixe mit über einer Stunde Spielzeit dazu. Ich lasse die gern mal im Hintergrund laufen.

Den goldenen Abschluss soll eine ganz besondere Dame finden. Auf sie stieß ich erst vor wenigen Wochen. Lady Blackbird und ihr Debut-Album Black Acid Soul. Es wird als Jazz-Album beschrieben, ich empfinde es eher Richtung Soul. Aber es ist auch nicht meine musikalische Homebase.
Diese Stimme, diese Emotionen, diese Gänsehaut. Mal ganz ehrlich gefragt: Was will man von Musik noch mehr erwarten dürfen!? Da ist alles in lockere Perfektion arrangiert. Der Zenit, der Peak, das Reiseziel scheint erreicht. Ja ich schwärme hier, aber das ist auch verdient. Glücklicherweise habe ich noch rechtzeitig die blau-transparent limited Vinyl-Edition abstauben können. So stimmt nicht nur der Sound, auch die Optik. Dieses Album macht mir wieder sehr deutlich, was für Schätze es auch fernab der elektronischen Sounds gibt.

Technische Neuankömmlinge

Da gibt es in der Tat bei mir einige zu nennen. Ich hatte mich endlich mal dazu durchgerungen, meiner Begeisterung für Kompaktkassetten mehr Platz einzuräumen. Angefangen von diversen Walkmans, über unterschiedlich große Ghettoblaster, sowie mehreren Tapedecks kamen einige Abspielgeräte frisch dazu. Da es sich dabei jedoch in der Regel um alte Geräte handelt, musste ich mir ein paar neue technische Skills aneignen. Denn jedes erworbene Gerät wurde erstmal aufgeschraubt, gereinigt, technisch soweit möglich überholt und eingestellt. Das klingt schlimmer als es ist. Auch wenn zum Teil eine Wulst an Einzelteilen hier auf dem Tisch lag, hat es doch immer Spaß gemacht. Hat schlussendlich alles noch einwandfrei funktioniert, war ich richtig selig.
Das Gleiche trifft auf das Thema Minidisc zu. Konnte ich mir die Player in meiner Jugend nicht leisten, habe ich das Ausprobieren und Experimentieren damit nun nachholen können. Ich will an dieser Stelle aber nicht zu viel ins Detail gehen. Ich schreibe parallel an Artikeln zu den Themen Klang vom Band und Minidisc. Die werde ich hier auf dem Blog noch veröffentlichen.

Abschluss

Das soll es gewesen sein für dieses Mal. Den nächsten Rückblick wieder in einem Jahr. Bin gespannt was so auf uns zu kommt. Freue mich jedenfalls drauf, wieder tolle, musikalische Entdeckungen zu machen. Wir lassen uns vom Corona-Virus auch nächstes Jahr nicht bezwingen und wünsche jedem Leser hier, gutes Gelingen dabei, auch wenn es hart werden könnte. Ganz schnelle Genesung wünsche ich meinen Lieben in Gotha, die es leider ernster erwischt hat.

attix Verfasst von:

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