Das aktuelle Angebot an Hardware für DJs war noch nie so umfangreich wie heute. Eine fast unüberschaubare Fülle an Playern, Controllern, Kopfhörern, Bags oder Mixern. Zur Auswahl neuer Geräte kommen die älteren Modelle von vor 10-20 Jahren. Mit Glück kann man diese heutzutage günstig als Gebrauchtware kaufen. Wenn man so darüber nachdenkt, sind es schon irgendwie goldene Zeiten. Mal abgesehen von der Liquidität oder Lieferbarkeit.
Da mich persönlich diese jenem Nutzen nach entworfene Technik seit mittlerweile 20 Jahren fasziniert, stöbere ich zu gern nach neuer und alter. Dies geschieht aus Zeitgründen leider zumeist online. Hin und wieder klappt der Besuch eines Fachgeschäfts. Das genieße ich dann jedes Mal zutiefst. Bei einem dieser Aufenthalte vor vier Jahren in Burgebrach machte ich persönliche Bekanntschaft mit dem Allen&Heath Xone:96 Club Mixer. Mir war zwar bereits die Existenz dessen bewusst, aber so direkt vor mir stehend hinterließ der DJ-Mixer dann schon mächtig Eindruck.
Wer meinem Blog bereits länger folgt, weiß um das „Level-of-Nerdiness“ meinerseits bezüglich der DJ-Schaltzentralen mit den vielen Knöpfen und Reglern. Hin und wieder gönne ich mir mal so ein schönes Gerät. Vor einem Jahr war es ein Allen&Heath Xone:43C. Jedoch, so richtig warm sind wir beide nicht geworden. Das Fehlen eines zweiten Filters, die steilen Faderkurven oder das schwarze Design – Liebe fühlt sich doch anders an. Da mich Mischer in dunkler Optik generell nicht so abholen, entschied ich gleich beim Kauf des 43ers, die Faceplate dessen zusätzlich mit weißer Folie bekleben zu lassen. So gefällt er mir zumindest besser. Der Xone 43C ist an und für sich ein solides Gerät. Das will ich gar nicht infrage stellen. Wie bereits erwähnt, werde ich allerdings nicht vollumfänglich glücklich damit. So kam das unvermeidliche Upgrade, indem ich den großen Bruder erwarb – einen Xone:96.
Interessierst du dich ebenfalls für diesen DJ-Mixer? Dann finden sich hier persönliche Gedanken von mir dazu. Eventuell helfen diese bei deiner Entscheidungsfindung.
Love at first slide
Offen gesagt, war der 96er nicht unbedingt mein erster Gedanke. Ein Gerät von Allen&Heath habe ich ja bereits. Rotary-Mixer finde ich neuerdings spannend. Da gibt es mittlerweile eine schöne Auswahl. Ecler hat kürzlich den Warm 4 vorgestellt und den finde ich schon anziehend. Rotarys sind i.d.R. rein analoge Mischer. Mir ist jedoch eine inkludierte Soundkarte wichtig. Somit fallen diese leider durchs Raster. Selbstverständlich kommt man an den Produkten von Pioneer in diesem Marktsegment nicht vorbei. Der DJM A9 oder ein DJM 900 Nexus 2 schwebten in die Sondierung. Letztlich ist der Preis einer solchen Anschaffung mitentscheidend und da selbst die Gebrauchtpreise jener höher sind als der Neupreis eines Xone:96, kippte mein Fokus final auf eben diesen. Warum ich vorrangig eher einen DJ-Mixer von Pioneer gekauft hätte? Ich mag den Klang tatsächlich mehr. Die Xone-Mischer klingen zwar fantastisch, für mich allerdings immer eine Spur zu fett untenrum. Empfand ich das bei meinem ersten Xone, einem 32er, vor 15 Jahren noch mitreißend, bevorzuge ich heuer eher einen vergleichsweise neutralen Klang. Fairerweise muss aber auch angemerkt werden, dass über die Jahre, die Mixer von Pioneer soundtechnisch immer näher an die Xone-Reihe gerutscht sind. Mir ist durchaus bewusst, dass ich hiermit einer Minderheit angehöre. Gilt der fette Sound der Allen&Heath-Mischer doch als der Referenzklang für viele. Ist mir aber egal.
Ich erinnerte mich zudem an den damaligen Besuch bei Thomann, als meine Finger den 96er zum ersten Mal befummelten. Die Kanalfader waren das Highlight. Eine Eigenentwicklung von A&H. So ein smoother und präziser Slide. Nicht zu leicht, noch zu schwergängig. Just perfect! Die hatten es mir sofort angetan. Dazu die hochwertigen Potis. Da macht dem Hersteller keiner was vor.
Denke ich an die Klassiker Xone:62 oder den 92er, kommt mir direkt die vierfach unterteilte EQ-Reglung in den Sinn. Dieser Linie treu geblieben ist der Hersteller ebenfalls beim Nachfolger. Die Abstimmung der jeweiligen Trennfrequenzen wurde nun jedoch dezent verändert. Im Vergleich zum direkten Vorgänger, gefällt mir das neue Tuning durchaus besser. Überhaupt will man von einem Vierband-EQ nicht wieder zu einem dreifachen zurück. Die kreativen Möglichkeit sind auffallend vielfältiger. Somit wieder ein starkes Argument pro 96er. Als Potikappen kommen augenscheinlich die zum Einsatz, die auch bei anderen Mixern der Xone-Reihe anzutreffen sind.
Was mich schlussendlich vollends zum Kauf überredet hat, sind die zwei verbauten Soundkarten. Genau, es sind zwei vollwertige Soundinterfaces integriert. 32bit, 96kHz, sechs Stereokanäle – das ganze mal zwei. Entweder nutzt man Nummer eins oder Nummer zwei, kann aber auch beide gleichzeitig verwenden. Damit lassen sich zahllose Software-Kombinationen einbinden. Eingestellt wird dies über die Wahl des Quellensignals pro Kanal. Ebenfalls für B2B-Sets optimal. Jeder nutzt seinen eigenen Rechner. Finde ich mega! Beide Karten werden einfach per Plug&Play in MacOS erkannt.
Die analog/digital-Kombination des Xone:96 klingt in Summe für meinen Geschmack sehr gut. Ein sauberer und, wie erwartet, druckvoller Klang ertönt aus den Lautsprechern. Ich kann damit ,entgegen der anfänglichen Skepsis, wunderbar leben.
Die Filter der Xones sind legendäre Klassiker. Jene haben das Mixen über Filtereinheiten erst so richtig populär gemacht. Am 96er sind wieder zwei verbaut. Sie ähneln stark der der Vorgängermodelle mit einem Unterschied. Die Option zur LFO-Modulierung hat man endlich weggelassen und stattdessen eine Reglung für harmonische Verzerrung geschaffen – die „Crunch„-Funktion. So richtig habe ich bis jetzt noch keine Meinung dazu. Mal schauen ob ich davon in Zukunft häufiger gebrauch mache. Erwartungsgemäß klingen die Filter wirklich gut. Sie cutten überdies nicht so scharf wie die meines Mackie d.4 PRO. Ein riesiger Pluspunkt der neuen Xone-Filter ist die Tatsache, dass ich absolut kein Knacken beim Aktivieren wahrnehmen kann. Diesen Luxus gibt es weder bei den Vorgängermodellen, noch an meinem 43er oder dem Mackie. Einzig der hier weilende Ecler EVO4 offeriert selbigen Komfort. Dessen Filter sind jedoch digital. Einen Minuspunkt hagelt es dennoch, weil ich aktivierte Filter leider nicht im Cue-Signal hören kann.
Über die angebotene Konnektivität habe ich mir im Vorfeld gar nicht so viele Gedanken gemacht. Erst wenn ich Änderungen in meinem Setup plane, schaue ich da meistens ganz genau hin. In der Regel bieten jedoch Vierkanal-Mixer das, was ich brauche. Daher bin ich diesbezüglich entspannt. Zu erwähnen sind sicher die zwei USB-Eingänge. Ich freue mich schon darauf, mit zwei Rechnern am 96er loszulegen. Dafür plane ich aktuell ein Setup. Ebenfalls sind die Send und Return-Wege hervorzuheben. Allen&Heath geht, wenn es sich um Effektintegration handelt, einen anderen Kurs als z. Bsp. Pioneer. Eine dedizierte Effekteinheit, wie es die Clubmischer des Japanischen Herstellers bieten, fehlt. (Ausnahmen sind die DB-Modelle sowie der PX5) Das reduziert den Verkaufspreis. Falls man noch keine besitzt aber brauch, muss man sich als Kunde eine dazukaufen. Sowas sollte bei der Kalkulation in der Anschaffung mit einberechnet werden. Macht einen aber am Ende auch flexibler. Zudem wird diese Herangehensweise mit zwei sehr gut ausgestatteten Effektkanälen seitens A&H unterstützt und nicht so stiefmütterliche umgesetzt wie bei anderen Herstellern. Man kennt diese Effektwege bereits vom Vorgänger des Xone:96. Überdies kann man diese zwei Kanäle auch ganz normal zum Mixen verwenden. Der parametrische EQ bringt Variation zum Vierband-EQ der Hauptkanäle.
Meine wichtigsten Punkte wären hiermit abgearbeitet. Ich verzichte bewusst darauf, alle Funktionen bis ins kleinste Detail zu sezieren. Hier geht es um die Überlegung einer Anschaffung, weniger der kompletten Funktionsweise des Mischers. Im Grunde ist der Xone:96 ein modernisierter 92er und bedient die gängigsten Clubansprüche von DJs. Ganz souverän, in erstklassiger Qualität sowie bemerkenswerter Verarbeitung. Wer die älteren Modelle von Allen&Heath schätzt, wird auch an dem neuesten Sprössling Freude finden. Den zweiten Kopfhörerausgang könnte ich noch erwähnen. Der ist zwar etwas abgespeckter als Nummer eins, erledigt nichtsdestotrotz seinen Job. Den Neupreis empfinde ich persönlich ob des Gebotenem noch angemessen, auch wenn er heutzutage leider deutlich über dem liegt, von vor vier Jahren. (war zwischenzeitlich allerdings auch schon wesentlich höher)
Was noch ganz entscheidend für mich war – das schöne Design des Xone:96. Das Auge mischt schließlich mit. Endlich wieder ein DJ-Mixer in der Farbe Silber. Das kann ich gar nicht genug betonen! Mir ist bis heute unklar, warum sich die Farbgebung von Mixern über die Jahre generell so extrem ins Schwarze verdunkelt hat. Schwarze Potis auf schwarzen Mischern im dunklen Club!? Ganz große Klasse. Traurigerweise sind die aktuellen Geräte in Silber bereits eine Ausnahme. Diesen Einheitsbrei und Mangel an Farbe, empfand ich immer schon als scheiße. Sorry Pioneer, an der Stelle habt ihr dringend Nachholbedarf…
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